4.2 VDC Framework

Unter Virtual Design and Construction (VDC) wird ein Framework zur effektiven Erreichung von definierten Projekt-, Kunden- und/oder Geschäftszielen verstanden (Fischer und Kunz, 2004). Diese können in der Planung, Realisierung oder Bewirtschaftung oder in der gesamten Abwicklung über alle drei benannten Phasen und somit über den gesamten Lebenszyklus definiert werden. Dabei bedeutet Effektivität, dass mit einem optimalen Einsatz personeller und materieller Ressourcen das bestmögliche Resultat erzielt werden kann. VDC besteht im Wesentlichen aus den folgenden Elementen:

  1. Zieldefinition für den Nutzen
  2. Zusammenarbeit
  3. Prozesse
  4. Technologien, digitale Bauwerksmodelle

Eine detaillierte Beschreibung der obigen Punkte ist im Abschnitt «advanced» zu finden. Dort werden die verschiedenen Elemente näher erläutert.

VDC basiert auf den Entwicklungen und Forschungsergebnissen des Center for Integrated Facility Engineering (CIFE) der Stanford University (Fischer und Kunz, 2004). Die Elemente von VDC sind identisch mit der BIM-Methode und im SIA Merkblatt 2051:2017 so benannt. In der Praxis führt der Begriff BIM-Methode immer wieder zu Missverständnissen, worum es eigentlich geht. Die Wahrnehmung im Markt ist meist so, dass darunter vielfach die Anwendung und Nutzung von 3D-Modellen verstanden wird und damit die Herausforderungen auf CAD-Anwendungen und deren Verantwortlichkeiten reduziert werden. Das hat zur Folge, dass die notwendigen Veränderungen auf der Ebene der Unternehmungs- und Projektführung nach unten delegiert werden. Häufig erhalten dann die CAD-Zeichner/innen den Auftrag, Modellierungsrichtlinien oder ähnliche technische Dokumente zu erstellen. Das führt zu einem ersten Schritt, den das Bau- und Immobilienwesen bereits vor Jahren hätte flächendeckend vollziehen müssen: die Anwendung zeitgemässer Technologien, die in anderen Industrien bereits erfolgreich eingesetzt werden.

Im Grunde unterscheidet sich VDC von der heutigen Arbeitsweise dadurch, dass das Konzept auf Formalzielen – in Form von Kundenzielen – und Sachzielen – in Form von Projektzielen – basiert. Erst die konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Kunden macht ein optimiertes Arbeiten möglich. Nur dann kann sinnvoll die Frage gestellt werden, welche Personen und Organisationen zusammenarbeiten sollten, um das Ziel des Kunden optimal erreichen zu können. Nicht zuletzt ist dabei zu klären, was der Kunde mit einem Bauwerk erreichen will. Auch diese Fragen müssen meist gemeinsam mit dem Kunden beantwortet werden. Der Einsatz von VDC stellt die Zusammenarbeit ins Zentrum. Dass der Informationsaustausch mit digitalen Bauwerksmodellen (vgl. Building Information Modelling, BIM) erfolgt, dürfte in den kommenden Jahren immer mehr zur Selbstverständlichkeit werden – aus dem einfachen Grund, dass das Arbeiten mit Planunterlagen und Dokumenten aufgrund der Komplexität der Abläufe nicht mehr zeitgemäss ist. Das hat zur Folge, dass der Informationsaustausch mit digitalen Bauwerksmodellen neu definiert werden muss. Diese Form der Zusammenarbeit ist transparenter, da sich die Informationen schneller auswerten und weiterverarbeiten lassen. Konventionelle, in der Regel serielle Vorgehensweisen müssen überdacht werden.

Die Anwendung erfolgt immer im Spannungsdreieck Mensch, Prozess und Technik.

Mensch, Prozess und Technik

Die wesentlichen Mehrwerte von VDC liegen in einem besseren gemeinsamen Verständnis darüber, was ein Bauwerk leisten muss und wie es erstellt werden soll. Dazu werden unterschiedliche Ebenen der Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten genutzt. Die Anwendung erfolgt immer im Spannungsdreieck Mensch, Prozess und Technik. In der Regel erfordert die Anwendung des VDC-Frameworks zunächst einen einfachen und später einen umfassenden Wandel der eigenen Organisation und der Zusammenarbeit mit Projektpartnern. Diese wird auch in der Zeit der Digitalisierung durch Menschen und deren Beziehungen untereinander definiert und gelebt.

Die drei Komponenten Mensch, Prozess und Technik beeinflussen sich gegenseitig und stehen daher in keiner hierarchischen Beziehung zueinander. In Abbildung 6 befindet sich der Mensch als Schlüsselelement für die Erschliessung der Potenziale an der Spitze des Dreiecks. Das verdeutlicht, dass die Anwendung von VDC durch Menschen initiiert und gelebt werden muss, damit durch neue Prozesse und die Anwendung von Technologien ein Mehrwert entsteht.

Übersicht VDC-Framework
Abb. 6: VDC im Beziehungsdreieck Mensch, Prozess und Technik

VDC kann auf unterschiedlichen organisatorischen Ebenen in Unternehmungen und Projekten angewendet werden. In jedem Fall sollte die Anwendung Ziele unterstützen und damit einen Mehrwert schaffen. Während die Anwendung in einem Kernteam in der Regel zum Ziel hat, selbst erste Erfahrungen mit digitalen Methoden zu sammeln, können sich auch ganze Abteilungen mit dem Einsatz des VDC-Frameworks auseinandersetzen. Die strategische Ausrichtung gewinnt an Bedeutung, je umfassender das Framework und damit die Mittel und Ressourcen in der Zukunft gezielt eingesetzt werden.

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Zitat: Was bleibt, ist die Veränderung: Was sich verändert, bleibt.
Zitat: Was bleibt, ist die Veränderung: Was sich verändert, bleibt.