3.1 Heraus­forderungen

Die Herausforderungen in der Elektrobranche sind vielschichtig und verteilen sich über alle Phasen des Lebenszyklus eines Bauwerks. Einerseits machen steigende Vorgaben und Anforderungen – unter anderem aus der Normierung – die Planung technischer Anlagen technisch immer komplizierter, andererseits werden die gesamtheitlichen Anforderungen an ein Bauwerk auch durch die anderen planenden Disziplinen immer umfassender. Das verstärkt die Komplexität am Bau und übt Druck auf alle an der Planung Beteiligten aus. Jede und jeder Beteiligte muss die technischen Anforderungen in seiner Disziplin erfüllen können. Hinzu kommen die steigenden Erwartungen der Gesellschaft an die Leistungsfähigkeit der Bauwerke, die sich unterschiedlich auf die Arbeit der Beteiligten auswirken. Mittel- und langfristig wird der Handlungsspielraum zudem durch neue Normen, Standards und Richtlinien eingeengt. Der immer stärker werdende Ruf nach Nachhaltigkeit führt zu einem weiteren Dilemma in der Planung: Nachhaltigkeit kann nicht durch nur eine Disziplin erreicht werden. Es ist die Summe des Ganzen, die ein Bauwerk mit seinem gesamten Ökosystem nachhaltig werden lässt. Somit gilt es, die Anforderungen und Möglichkeiten im Rahmen eines Bauprojekts richtig auszubalancieren. Dabei können Technologien helfen. Und auch wenn nicht immer alle Beteiligten in der Planung und später in der Ausführung digital – sprich mit digitalen Bauwerksmodellen – arbeiten, so kann der Weg zur Veränderung doch von jedem angestossen werden, der an der Planung oder dem Bau beteiligt ist.

Automation und Vernetzung

In den vergangenen 30 Jahren sind im Elektrogewerk weitere Unterdisziplinen entstanden, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. So hat neben den steigenden Anforderungen an die Sicherheit (Personen- und Sachschutz) auch der Stellenwert der Automation in Bauwerken sowie der Kommunikation massiv zugenommen. Die Vernetzung der Anlagen, aber auch der Geschäftsprozesse und damit der Personen, die in einem Bauwerk leben und arbeiten, hat sich in den zurückliegenden Jahren wesentlich weiterentwickelt. Ein Ende dieser Entwicklungen ist derzeit nicht abzusehen. Die ersten Anfänge der Vernetzung gehen auf die späten 80er und frühen 90er Jahre im Rahmen von Binary Unit Systems (BUS) wie KNX1, LonWorks2 und anderen, vielfach proprietären Systemen zurück. In den späten 2000er Jahren begannen auch grössere, branchenfremde Hersteller, die Automation im Bauwerk neu zu denken. Neben den «Big Five» der US-amerikanischen Technologie-Unternehmen Google (Alphabet), Amazon, Facebook, Apple und Microsoft (GAFAM) sind hier auch zunehmend Hersteller aus dem asiatischen Raum anzutreffen. Die Kommunikation und Vernetzung im und um das Bauwerk nimmt weiter an Bedeutung zu. Wenn heute vom Internet der Dinge (IdD) oder Internet of Things (IoT) gesprochen wird, ist das im Grunde nichts anderes als eine umfassende Weiterentwicklung der Vernetzung unterschiedlicher Systeme. IoT ist als Sammelbegriff für Technologien einer umfassenden und virtuell vernetzten Infrastruktur zu verstehen. Diese bildet die Grundlage für eine Informationsgesellschaft. IoT ermöglicht es, physische und virtuelle Objekte miteinander zu vernetzen und durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten zu lassen.

Unter Systemen werden in diesem Zusammenhang nicht nur technische Systeme wie u. a. Leuchten, Jalousien, Heizungs- oder Kühlanlagen verstanden, sondern auch Systeme der Mobilität wie Fahrzeuge des privaten und öffentlichen Verkehrs oder weitere Ökosysteme der Versorgung (Werkleitungen, Ver- und Entsorgungssysteme), mit denen ein Bauwerk im Zusammenhang steht. Das Bauwerk und die Personen, die es nutzen, befinden sich bereits heute unweigerlich und vor allem physisch in Kontakt mit der Umwelt. Durch die Vernetzung eines Bauwerks mit der bebauten Umwelt wird diese Verbindung auch für digitale Anwendungen geöffnet.

1 ISO/IEC 14543-3 und EN 50090-1:2011-12 – Home and Building Electronic Systems (HBES)
2 EN 14908-1 – LonWorks networking-protocol specification

Solo
Trio

Fachbuch beyond VDC

CHF 89.–
Mitglieder CHF 69.–

bestellen

Zitat: Was bleibt, ist die Veränderung: Was sich verändert, bleibt.
Zitat: Was bleibt, ist die Veränderung: Was sich verändert, bleibt.